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Die Nikon D750 und das Raster des Schreckens

Vor einigen Wochen haben wir uns die Nikon D750 als Zweitkamera zur D800 zugelegt. Da es immer wichtig ist, neues Equipment abseits bezahlter Aufträge auf mögliche Schwächen zu untersuchen, haben wir beide Kameras in einem kleinen Testshooting nebeneinander ausprobiert. Schönes, abendliches Gegenlicht sorgte für nettes Streulicht und ein Strickpullover aus den 80er Jahren für das passende Styling.

Foto aus dem Testshooting mit der Nikon D750

Unbearbeitete Aufnahme aus dem Testshooting mit der Nikon D750 (ISO 100, f/2, 1/640 s) – © Überlicht (AR)

Was macht das Raster da auf unseren Fotos?

Zurück vorm Computer schickten wir die Fotos durch unsere Bearbeitungsroutine, wie nach jedem Shooting. Dazu verwenden wir meistens Nikon Capture (aktuell in der Version NX-D) zum Anpassen und Konvertieren der NEF-Daten sowie anschließend Adobe Photoshop für die weitere Bearbeitung und Retusche. Hier fiel uns beim obenstehenden Foto aus der Nikon D750 ein unschönes Raster in der vergrößerten Ansicht auf.

Raster Foto Nikon D750 auf 100 und 200 Prozent

Bei 100 % ist das Raster im unbearbeiteten Foto nicht sonderlich deutlich sichtbar, bei 200 % schon. – © Überlicht

Ob es sich um helle Punkte auf dunklem Hintergrund oder dunkle Linien auf hellem Hintergrund handelt, darf jeder selbst entscheiden. Beim Durchsehen der übrigen Aufnahmen mussten wir allerdings feststellen, dass gleich mehrere Fotos von diesem Raster überzogen waren. Daher kontaktierte ich den Nikon Professional Service, der sich den Fehler umgehend ansah und bestätigte, dass so etwas nicht auftreten sollte. Inzwischen hatten wir allerdings auch die Fotos aus der Nikon D800 bearbeitet und mussten zu unserem Entsetzen feststellen, dass auch diese zum Teil vom gleichen Phänomen betroffen waren.

Foto aus dem Testshooting mit der Nikon D800

Unbearbeitete Aufnahme aus dem gleichen Testshooting mit der Nikon D800 (ISO 200, f/2,8, 1/250 s) – © Überlicht (AR)

Foto mit Raster aus der Nikon D800 auf 100 und 200 Prozent

Auch bei der D800-Aufnahme ist das Pixelraster auf 200 %-iger Vergrößerung deutlich sichtbar. – © Überlicht

Zieht man in der Nachbearbeitung die Kontraste an, ist das Muster noch viel deutlicher sichtbar als auf den hier gezeigten, unbearbeiteten Aufnahmen. Sieht man sich allerdings die von der Kamera mitgespeicherten Jpegs an, ist das Raster dort (wahrscheinlich durch die hohe Komprimierung) deutlich geringer ausgeprägt.

Ab ins Studio und „Spot an“

Nun waren wir uns nicht ganz sicher, ob an dem Tag des Testshootings merkwürdiges Licht oder andere ungünstige Faktoren unsere Kameras durcheinander gebracht hatten. Um das herauszufinden, mussten wir ausprobieren, ob sich diese Bildstörung reproduzieren lässt. Dazu bauten wir einen Studioblitz auf und ließen diesen in einem ähnlichen Winkel Licht ins Objektiv werfen, wie auf den problematischen Fotos.

Testaufnahme aus dem Studio mit der Nikon D750 und Raster

Unbearbeitete Aufnahme mit Studioblitz und Nikon D750 (ISO 100, f/2, 1/160 s) – © Überlicht (AR)

Im Studio mit der Nikon D750 nachgestellte Aufnahme

Auch auf der im Studio nachgestellten Aufnahme wird das Raster deutlich sichtbar. – © Überlicht

Und auch unter kontrollierten Bedingungen wurde auf mehreren Aufnahmen wieder das unschöne Punktmuster sichtbar. Damit steht fest: der Fehler muss an den Kamerasensoren liegen. Doch was könnte der Grund für dieses unschöne Muster sein? Vielleicht kommt es so zustande: In einem bestimmten, flachen Winkel eintreffendes Licht bricht sich in den Mikrolinsen des Sensors derart, dass diese als helle Punkte im Foto sichtbar werden. Das ist allerdings nur geraten. Vielleicht gibt es auch eine ganz andere Erklärung dafür.

Abhilfe in der Entwicklung

Was auch immer der Grund sein mag – Fotos mit einem solchen Raster möchte man an keinen Kunden herausgeben. Die betroffenen Fotos öffneten wir daher sowohl mit Nikon Capture NX-D, als auch mit dem älteren NX2 (welches nur mit den Daten der D800 kompatibel ist). Doch in beiden Programmen war das Raster ebenso deutlich sichtbar. Daher probierten wir es auch mit Adobe Lightroom 5.7, das wir sonst hauptsächlich für Raw-Daten anderer Kamerahersteller verwenden. Und siehe da: ein Großteil des störenden Musters wird durch Lightroom entfernt, nur in dunklem Bildbereichen (etwa am Nasenloch) kann man es noch erkennen. Zudem wirkt das Foto insgesamt schärfer und detailreicher, das Raster scheint sich auch in dieser Hinsicht negativ auf die Bildqualität auszuwirken.

Nikon D750 Raster in Capture NX-D und Adobe Lightroom 5.7

Bei der Konvertierung mit Adobe Lightroom 5.7 wird ein Großteil des unschönen Rasters entfernt – © Überlicht

Das ist natürlich keine rundum befriedigende Lösung, da das Grundproblem weiterhin existiert. Auf stimmungsvolle Gegenlichtaufnahmen möchten wir schließlich genauso wenig verzichten wie auf die tolle Objektivkorrektur (Verzeichnung, CAs) von Nikon Capture NX-D. Wenn die Fotos allerdings gerettet werden müssen, leistet Lightroom wertvolle Hilfe. Und wer weiß, vielleicht bekommen Nikons Ingenieure und Programmierer das Problem auch bald in den Griff. Denn es würde mich doch sehr wundern, wenn wir die einzigen Fotografen sind, denen das Problem auffällt. Auch wenn ich zugeben muss, dass wir ihm in über zwei Jahren mit der Nikon D800 bislang selbst nicht begegnet waren.


7 Kommentare zu “Die Nikon D750 und das Raster des Schreckens”

  1. Verrückt. Ich selber fotografiere zwar mit Canon aber so was habe ich ja noch nie gesehen. Sicher das es nicht softwaretechnisch zustande kommt? Weil was soll das sein? Kann mir kaum vorstellen das ein Sensor so ein Muster auf den Bildern hinterlässt und wenn ja, wäre das ein absolutes „no go“!

    War jetzt total verunsichert und habe gleich mal ein paar ähnliche Bilder von mir unter die Lupe genommen. Dort konnte ich solche Effekte gar nicht feststellen. Es gibt zwar das klassische „Rauschen“ aber keine klaren Muster (200%)

    Magst du nicht mal eine RAW zur Verfügung stellen, dann könnte man es mal auf anderen System vergleichen.

    Denn so, mindert es ja massiv die Bildqualität/Schärfe.

    Verwirrte Grüße
    Patrik

  2. Hallo Patrick,

    die Raw-Daten aller Bilder sind bereits bei Nikon und werden laut NPS auch in der Zentrale in Japan überprüft. Bislang haben wir noch keine Antwort, ich bin allerdings auch sehr gespannt darauf!

    Schöne Grüße,
    Andreas

  3. Hallo,

    Ich bin mir fast sicher, dass es sich bei dem Raster um ein „feature“ von Photoshop handelt. Ich kenne das von der Erstellung von 16x16px – icons in Photoshop, für die ich mit Vergrößerung von 400% und darüber arbeite. Einfach mal ein kleines Bild erzeugen und mit Farbe füllen (zB Rot). Da sieht man dann auch das Raster, der die einzelnen Pixel voneinander trennt.

    lg
    stefan

  4. Hallo Stefan,

    leider handelt es sich bei dem Raster nicht um die Pixeltrennlinien aus Photoshop, auch wenn es so ähnlich aussieht. Das Raster ist programmunabhängig und erscheint in allen möglichen Bildbearbeitungs- und betrachtungsprogrammen.

    Schöne Grüße,
    Andreas

  5. Hallo Andreas!
    habe mit Entsetzen auch bei einem meiner letzten Bilder genau den gleichen Effekt bemerkt. Das Raster lässt sich weder mit Lightroom, noch mit anderer Software entfernen.
    Daher meine Frage: Was hat Nikon geantwortet, bzw. wurde das Problem behoben?

  6. Hallo Thomas,

    leider habe ich von Nikon keine Antwort mehr erhalten. Bei mir tritt das Raster zwar noch gelegentlich auf, ich versuche es jedoch meistens zu vermeiden. Vielleicht lohnt sich eine weitere Nachfrage bei Nikon, damit sich nicht immer nur die gleiche Nervensäge meldet. 😉

    Schöne Grüße,
    Andreas

  7. Hallo, Andreas,
    werde ich machen, Danke Dir für die prompte Antwort.
    Gut Licht,
    Thomas

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