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HARMAN DIRECT POSITIVE PAPER FB getestet oder der Duft des Sommers: Caffenol

Bereits auf der letzten Photokina vor fast zwei Jahren wartete HARMAN mit seinen neuen Direktpositiv-Papieren auf (DIRECT POSITIV PAPER FB und RC). Damit lassen sich, wie der Name schon sagt, direkt Positivbilder erzeugen, z. B. durch die Belichtung des Papiers mithilfe einer Lochkamera. Und genau das haben wir getan.

Harman Direct Positive Paper FB Caffenol Entwicklung Lochkamera Muenchen

Müllersches Volksbad München (2012) – auf HARMAN Direct Positive Paper FB

Vorbereitung

Im Gegensatz zu Filmmaterial lässt sich das Papier, das übrigens in vielen Formaten von 4×5“ bis zur 1,2×15-m-Rolle verfügbar ist, auch bei Dunkelkammerbeleuchtung einlegen. Das kann sehr hilfreich sein, wenn man sich beim ersten Versuch, den Unterschied zwischen Trägerpapier und Emulsion zu ertasten, etwas schwer tut, weil das Papier, auch anders als Film, keine Kerbung hat.
Wir haben beim Einlegen der HARMAN-DIRECT-POSITIVE-FB-Blätter (Baryt) in Planfilmkassetten bemerkt, dass sie bei einigen Kassetten etwas haken. Das liegt vermutlich an der Papierdicke, die im Vergleich zu Planfilm nicht unerheblich ist. In solch einem Fall sollte man entweder nur Kassetten verwenden, die sich widerstandslos befüllen lassen, oder in der Dunkelkammer vorsichtig (mit Lineal und scharfem Cutter) an einer Längsseite des Papiers ca. 0,5 mm abschneiden. Das Papier in die Kassetten zu quetschen, sollte vermieden werden, da ansonsten die Ränder recht unschön beschädigt werden.

Harman Direct Positive Paper FB Lochkamera München Marienplatz Caffenol

Marienplatz München (2012) – auf HARMAN Direct Positive Paper FB

Fotografieren

Beim Fotografieren gibt es nichts Besonderes zu beachten, abgesehen von den harten Kontrasten des niedrigempfindlichen Materials, welche sich durch eine Vorbelichtung abschwächen lassen (dadurch ändert sich auch die Empfindlichkeit). Wir haben erst einmal darauf verzichtet und stattdessen nach Motiven gesucht, denen auch eine harte Gradation gut zu Gesicht steht. Als Kamera kam erneut die HARMAN TiTAN Lochkamera zum Einsatz, um das Papier seiner eigentlichen Bestimmung zuzuführen (oder umgekehrt). Da das Papier für lange Belichtungszeiten konzipiert ist, kennt es praktisch keinen Schwarzschildeffekt. Wir haben es dennoch in unsere Schwarzschildtabellen-Sammlung (PDF) aufgenommen, damit man beim Fotografieren mit Lochblende gleich den richtigen Wert zur Hand hat. Alternativ können auch die in der Beschreibung empfohlenen Belichtungszeiten für verschiedene Lichtsituationen verwendet werden. Auch das funktioniert durchaus sehr gut.
Nach dem Fotografieren sollten die belichteten Blätter schnellstmöglich (innerhalb von ein bis zwei Tagen) entwickelt werden, da das latente Bild sich rasch zurückbildet. Die Vorbelichtung des Papiers ist ebenfalls nichts für Zauderer, da auch sie nach einiger Zeit ihre Wirkung verliert. Die schnelle Regression des latenten Bildes hat jedoch einen Vorteil: Wird ein Blatt versehentlich belichtet, sollten einige Wochen (vielleicht auch Monate) im Dunkeln den Fehler wieder beheben.

Harman Direct Positive Paper FB Ilford Lochkamera Caffenol München Residenz

Residenzstraße München (2012) – auf HARMAN Direct Positive Paper FB

Harman Direct Positive Paper FB Baryt Caffenol Residenz München

Residenz München (2012) – auf HARMAN Direct Positive Paper FB

Entwicklung in Caffenol

Wir haben, auch weil die Kontraste dadurch ein klein wenig abgemildert werden, unsere Belichtungen in Caffenol entwickelt. Im Internet findet man viele Rezepte zum Herstellen des Entwicklers aus einfachen Haushaltsmitteln (Waschsoda, Vitamin C und Instant-Kaffee). Beim Unterrühren der letzten Zutat entfaltet sich schließlich der unverkennbare Geruch des selbst gemischten Entwicklers: Caffenol riecht in etwa so gut wie alterndes Katzenfutter. Das ist gewöhnungsbedürftig, bleibt aber glücklicherweise nach der Entwicklung nicht am Papier haften. Ungewohnt ist zudem die Farbe von Caffenol. Während handelsübliche Entwickler durchsichtig sind, färben Waschsoda und Kaffeegranulat die Mischung sehr trüb und dunkel. Jedoch liefert die dunkle Brühe im Dunkelkammerlicht einen sehr guten Anhaltspunkt für die Entwicklungszeit: Solange die dunklen Bereiche auf dem Papier noch heller sind als Caffenol, ist kein echtes Schwarz im Bild vorhanden.
Nach der Entwicklung in Caffenol, die bei 20° C ca. 2,5 – 3 Minuten in Anspruch nimmt, folgt ein kurzes Stoppbad (ca. 10 – 30 Sekunden) und anschließend das Fixierbad (je nach Fixierer ca. 1 – 8 Minuten). Zuletzt verbringt das FB-Papier noch eine Stunde im (idealerweise fließenden) Wasserbad und wird danach mit einem Abstreifer oder einer Walze vorsichtig von überschüssigem Wasser befreit.

Harman Direct Positive Paper FB Odeonsplatz München Camera Obscura Caffenol Entwickler

Feldherrnhalle am Odeonsplatz in München (2012) – auf HARMAN Direct Positive Paper FB

Trocknung

Zwar kann das DIRECT POSITIVE PAPER FB Rücken an Rücken zum Trocknen aufgehängt werden, allerdings ist eine Barytpresse wie in guten alten Zeiten wohl die eleganteste Lösung, um welligen Fotografien vorzubeugen. Daneben eignet sich auch Löschkarton zusammen mit ein paar schweren Büchern zum Trocknen ohne Wellen.

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Altes Rathaus und Alter Peter in München (2012) – auf HARMAN Direct Positive Paper FB

Nostalgie

Nicht nur die farbliche Anmutung von in Caffenol entwickelten Fotografien, auch Optik und Haptik des Barytpapiers sind wunderbar nostalgisch. Hinzu kommt, dass jedes direkt in der Kamera belichtete Bild ein Unikat ist, das wegen seiner seitenverkehrten Ausrichtung umso mehr an vergangene Zeiten erinnert.

Möglichkeiten

Natürlich bietet das DIRECT POSITIVE PAPER auch fern von der Belichtung mittels Camera Obscura einige andere (experimentelle) Möglichkeiten, die u. a. im Produktdatenblatt erläutert werden. Da unsere Neugier durch die ersten Testbelichtungen noch nicht gestillt ist, werden wir (wenn sich Zeit findet) vielleicht in Zukunft noch einmal davon berichten.

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Olympiastadtion München (2012) – auf HARMAN Direct Positive Paper FB


2 Kommentare zu “HARMAN DIRECT POSITIVE PAPER FB getestet oder der Duft des Sommers: Caffenol”

  1. Supercool! Sieht äußerst interessant aus. Man kann das Papier doch sicher auch in ner normalen Großformatkamera verwenden? Auch der Low-Budget-Kaffee-Entwickler gefällt mir, im Haushalt eines jeden Kaffeejunkies sicherlich nebenbei herzustellen. Ich mag den spooky look der Bilder, besonders zum Müllerschen Volksbad passt das ausgezeichnet. Da würden sich hier in Stockholm bestimmt auch einige gruselige Orte zum Ausprobieren finden lassen!

  2. Das Papier lässt sich ganz einfach (wie Planfilm) in allen Großformatkameras verwenden, die mit Planfilmkassetten kompatibel sind – oder auch in Eigenbau-Lösungen, falls man das bevorzugt.

    Der Entwickler ist supergünstig, wobei sein Geruch wahrscheinlich selbst Kaffeejunkies nicht begeistern kann… Sehr praktisch an der Mischung ist, dass sie relativ ungiftig ist und daher auch leichter entsorgt werden kann als „normaler“ Entwickler (Kaffee, Waschsoda und Vitamin C treffen sich wohl auch sonst in der Kanalisation). Einziger Nachteil ist die kurze Haltbarkeit: Caffenol sollte nach dem Anmischen innerhalb von etwa 30 Minuten verwendet werden.

    Stockholm würde sicher auch sehr gut auf das Papier passen! Für den „spooky look“ braucht es eventuell eine Lochkamera, die mit ihrer Vignettierung dazu beiträgt. Für lange Belichtungszeiten sorgt das Papier auch ohne Lochblende schon. Vielleicht bekommen wir ja von Dir Testaufnahmen zu sehen, falls der dunkle Winter nicht schon vorzeitig in Schweden einfällt?!

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