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Nikons AF 35mm 1:2D im Test

Für Situationen mit wenig vorhandenem Licht gibt es von vielen Herstellern als Standardobjetiv ein günstiges Modell mit 50mm Brennweite und einer recht hohen Lichtstärke (Blende f/1,7 oder 1,8). Im Falle des Nikon-Systems ist es das Nikkor 50mm 1:1,8D, welches auch für mich lange Zeit die erste Wahl war. In Verbindung mit der D700 erlaubte es das Fotografieren auf nächtlichen Straßen genauso wie in spärlich beleuchteten Innenräumen. Doch gerade in letzeren bot es mit seinen 50mm Brennweite oft einen zu engen Bildwinkel. Daher kaufte ich mir im Mai 2009 das Nikkor 35mm 1:2D, welches bei Offenblende ein Drittel weniger Licht einfängt als das 50mm, dafür jedoch als leichtes Weitwinkelobjektiv mehr vom Motiv abzubilden vermag. Verwendet man von Nikon eine „DX“-Kamera, sollte man bedenken, dass der Bildwinkel in etwa dem eines 50mm-Objektivs an einer Vollformatkamera (FX) entspricht. In diesem Fall hat man bei 35mm Brennweite ein Normal- und kein Weitwinkelobjektiv.

Nikon D700 AF Nikkor 35 2

AF Nikkor 35mm 1:2D an Nikon D700 - © Marina Biederbick

Lieferumfang, Ausstattung und erster Eindruck

Der kleine Karton enthält das Objektiv mit Deckeln für Vorder- und Rückseite. Eine Sonnenblende sowie ein Beutel können bei Bedarf seperat erworben werden. Erstere jedoch würde das Objektiv unnötig groß machen, zweiterer bei mir ein tristes Dasein im Schrank fristen. Daher vermisse ich das Zubehör in keiner Weise.
Wie das „AF“ im Namen des Objektivs bereits erkennen lässt, verfügt es über einen Standardautofokus. Neuere Objektive von Nikon verfügen über einen Ultraschallautofokus, welcher mit „AF-S“ gekennzeichnet wird. In diesem Fall ist ein eigener Autofokusmotor im Objektiv verbaut, welcher (nahezu) lautlos fokussiert und den Betrieb an Nikons Einsteigerkameras (z.B. D40, D3000, D5000) erlaubt. Diese verfügen nämlich über keinen Motor im Gehäuse und sind so auf den des Objektivs angewiesen. Möchte man das 35mm 1:2D an einer dieser Kameras einsetzen, so muss man deshalb manuell fokussieren. Größere Modelle (ab D90 aufwärts) verfügen über einen eigenen Motor, sodass der Autofokus des Objektivs einwandfrei funktioniert. Der Blendenring am Objektiv ermöglicht den Einsatz an manuellen analogen Kameras von Nikon, etwa der FM3a.

Nikon Nikkor 35 2 50 18 AF

AF Nikkor 35mm 1:2D und 50mm 1:1.8D - © Marina Biederbick

Im direkten Vergleich ist das 35mm-Objektiv um einige Millimeter größer als sein Pendant mit 50mm Brennweite. Auch das Gewicht liegt mit 205g zu 160g etwas höher. Trotzdem zählt es zu den kompaktesten und leichtesten Festbrennweiten von Nikon. Optisch erinnert es an die die ersten Autofokusobjektive aus den 80er Jahren, obwohl es erst 1995 auf den Markt kam. Das Objektiv macht mit seinem Tubus aus Kunststoff und Bajonett aus Metall einen durchaus wertigen Eindruck, im Vergleich zum 50mm 1:1.8 D wirkt es solider. Im Gegensatz zu diesem wird es in Japan und nicht in China hergestellt. So verhält es sich mit den meisten Produkten Nikons: die günstigen werden in China oder Thailand produziert, die teureren im Hochlohnland Japan.

Anwendungsgebiete und Alltag

Als lichtstarke, kompakte Festbrennweite bietet sich das Nikkor 35mm 1:2 D in erster Linie dazu an, mit der Kamera eine relativ leichte Gesamteinheit zu bilden. Im Falle der Nikon D700 sind das (mit Akku, Speicherkarte und Gurt) noch immer beachtliche 1350g. Die Kombination passt jedoch gut in eine Umhängetasche (z.B. Crumplers Muffin Top 4000) und kann auf diese Weise bequem mitgenommen werden.
Mit dieser Ausstattung war ich bis zum Kauf meiner Panasonic GF1 oft unterwegs. Abends, auf Feiern oder auch kleinen Ausflügen. Denn viele Motive lassen sich mit einer einzigen Festbrennweite durchaus gut einfangen. Man muss nur manchmal etwas näher an ein Objekt herangehen, statt den (nicht vorhandenen) Zoom zu verwenden.

Nikon D700 AF Nikkor 35mm 1:2D Frosch Plüsch Flohmarkt Theresienwiese München

Frosch auf dem Theresienwiesen-Flohmarkt in München (2010) - Nikon D700 & AF Nikkor 35mm 1:2D (1/250 sec, f/3.5, ISO 1600)

Wenn das Licht abends langsam nachlässt, erst dann beginnt mit dem 35mm f/2.0 die wirklich interessante Zeit. Mit den rauscharmen hohen ISO-Werten der Nikon D700 lässt sich auf Straßen und Plätzen bei Offenblende sehr gut fotografieren. Auch in künstlich beleuchteten Innenräumen stellt das Fotografieren kein Problem dar. Zum Beispiel während Ausstellungseröffnungen kann ich auf diese Weise ohne Blitz arbeiten und ganz unaufdringlich die Stimmung einfangen. Erst bei sehr stark gedimmter Beleuchtung stoßen Autofokus und Lichtstärke an ihre Grenzen, etwa in einem abendlichen Biergarten oder bei einer einzelnen schwachen Lichtquelle im Raum. Dann findet der Autofokus keine ausreichenden Kontraste mehr zum Scharfstellen und selbst der Sucher ist zum manuellen Fokussieren zu dunkel. Unter solchen Bedingungen muss man jedoch bereits mit ISO 12800 oder 25600 arbeiten, um unverwackelte Bilder erhalten zu können. Im Alltag kommt man nur sehr selten in diese Verlegenheit und wird mit der AF-Problematik daher kaum konfrontiert.

Erlangen Bergkirchweih 2009 Nikon 35 f/2 D700 Nikkor

Bergkirchweih Erlangen (2009) - Nikon D700 & AF Nikkor 35mm 1:2D (1/100 sec, f/2, ISO 12800)

DJ Vinyl Domagk Nikon Nikkor 35 2 Atelier

Ateliereröffnung Domagk, München (2009) - Nikon D700 & AF Nikkor 35mm 1:2D (1/200 sec, f/2, ISO 3200)

Domagk Atelier Besucherin Nikon 35 2 Nikkor

Ateliereröffnung Domagk, München (2009) - Nikon D700 & AF Nikkor 35mm 1:2D (1/250 sec, f/2.5, ISO 3200)

Domagk Atelier Schnorchel Taucherbrille Nikon Nikkor 35 2

Ateliereröffnung Domagk, München (2009) - Nikon D700 & AF Nikkor 35mm 1:2D (1/25 sec, f/2.5, ISO 3200)

Grillen Garten Rauch Nikon 35 2 Nikkor

Grillen im Garten, Bayern (2009) - Nikon D700 & AF Nikkor 35mm 1:2D (1/1600 sec, f/4, ISO 800)

Abbildungsleistung

Verwendet man das Nikkor 35mm 1:2 D bei Tageslicht, fällt vor allem die sichtbare Vignettierung bei Offenblende auf. Zu den Bildrändern hin erkennt man eine starke Abdunklung, die im direkten Vergleich zu einer Aufnahme mit Blende f/8 besonders deutlich wird.

Sämtliche Vergleichsfotos wurden mit einer Nikon D700 als RAW (Nikon NEF) mit Lo-1 (= ISO 100) fotografiert, in Capture NX2 konvertiert und in Photoshop CS5 für die Webdarstellung optimiert ohne sie gesondert zu schärfen.

Nikon Nikkor 35 2 f2

Nikon D700 & AF Nikkor 35mm 1:2D (f/2) - bewegen Sie die Maus auf das Bild für f/8

Zu den Rändern hin schwindet nicht nur die Lichtausbeute, auch die Schärfe lässt hier bei Offenblende zu wünschen übrig. Erst bei Blende f/5,6 werden die Bildränder scharf und kontrastreich abgebildet, knackscharf sind sie erst bei Blende f/8. In der Bildmitte zeigt sich ein ganz anderes Bild. Hier ist der Bildeindruck bei Offenblende (f/2) zwar noch etwas weich, bei Blende f/2.8 macht die Schärfe bereits einen guten Eindruck und bei Blende f/4 ist sie dann sehr gut. Ein gewisses Maß an Verzeichnung ist dem Objektiv nicht abzusprechen. Wirklich sichtbar wird sie lediglich auf Architekturfotos und kann bei Bedarf leicht mit einem Programm wie PTLens herausgerechnet werden.

Nikon Nikkor 35 2 Randschaerfe

Linke obere Ecke, 100%iger Ausschnitt

Nikon Nikkor 35 2 Mittenschaerfe

Bildmitte, 100%iger Ausschnitt

Fazit

Klein, leicht und lichtstark. Mit diesen drei Attributen lässt sich das AF Nikkor 35mm 1:2D gut beschreiben. Die weiche Abbildung und starke Vignettierung bei Offenblende könnten Argumente gegen das Objektiv sein. Doch die Vignettierung vermag, gerade bei stimmungsvollen Momentaufnahmen, durchaus als Gestaltungsmittel eingesetzt werden. In den Bildecken befindet sich nur selten ein wichtiges Motiv und so fallen die vermeintlichen Schwächen im Gebrauch kaum auf. Vielmehr genieße ich das geringe Gewicht und Packmaß, wodurch ich das 35mm mit meiner D700 zu privaten Anlässen lieber mitnehme als ein großes und schweres Zoomobjektiv. Gemeinsam mit dem preiswerten AF Nikkor 50mm 1:1,8D stellt es meine Lieblingsfestbrennweite dar und gehört auf Fototouren immer ins leichte Gepäck. Nur wenn es ganz kompakt und leicht sein soll, dann gebe ich meiner Panasonic GF1 den Vorrang.

Das AF Nikkor 35mm 1:2D jetzt kaufen

Das AF Nikkor 35mm 1:2D ist seit 1995 auf dem Markt, wird noch immer hergestellt und kann bei jedem Fachhändler neu erworben werden. Wenn ich meine Ausrüstung online kaufe, dann bei Amazon. Bislang habe ich dort nur gute Erfahrungen gemacht.

Nikon Nikkor 35 2 Lagerfeuer Strand Daenemark

Lagerfeuer am Strand, Dänemark (2009) - Nikon D700 & AF Nikkor 35mm 1:2D (1/20 sec, f/4, ISO 2000)

Nachtrag (09.03.2011):

Mittlerweile konnte ich auch das AF-S NIKKOR 35 mm 1:1,4G testen. Einen direkten Vergleich beider Objektive habe ich deshalb an dieser Stelle veröffentlicht.


An Weihnachten denken: Filter zum Schnäppchenpreis

Es ist nicht mehr lange Zeit, bis wir an Weihnachten unsere Familie und Freunde mit netten Geschenken erfreuen möchten. Möchte man Kamerazubehör verschenken, so kann das ganz schön teuer werden. Da trifft es sich gut, dass momentan UV- und Polfilter in einigen Größen bei Enjoyyourcamera massiv im Preis reduziert sind:

Polfilter Zirkular Quenox 52mm (passt z.B. wunderbar zu Nikons Nikkor-Objektiven 18-55, 55-200, 35/2.0, 50/1.8)
Polfilter Zirkular Quenox 55mm
UV-Filter Quenox 52mm
UV-Filter Quenox 67mm
UV-Filter Quenox 77mm

Es handelt sich dabei vermutlich nicht um die besten Filter, die UV-Filter haben statt einer Metall- nur eine Kunstofffassung. Zum Schutz der vordersten Linse eines Objektivs eignen sie sich jedoch mit Sicherheit gut. Mit einem Polfilter lassen sich Farben verstärken und Spiegelungen reduzieren, zu diesem Preis kann man die Anschaffung daher sehr wohl in Betracht ziehen.


Nikon Photo Contest International geht in die Verlängerung

Zwischen dem 1. September und 30. November konnte man sich für den Nikon Photo Contest International 2010-2011 bewerben. In den Kategorien „Freies Thema“ und „Energie“ konnten jeweils zwei Fotos eingereicht werden, die zu diesem Zweck auf der Website des Wettbewerbs hochzuladen waren. Das Problem: Offensichtlich hatte ein unerwartet großer Ansturm die Server überlastet und so war die Seite bereits Tage vor dem Abgabeschluss praktisch nicht mehr zu erreichen.

Nikon-Photo-Contest-International

Quelle: Nikon

Nikon reagierte auf die für ein seriöses Unternehmen einzig mögliche Weise und verlängerte den Abgabeschluss noch gestern. Bislang auf unbestimmte Zeit, weshalb ich teilnahmewilligen (Berufs- und Hobby-) Fotografen nur empfehlen kann, die Gelegenheit zu nutzen. Neben einem traditionsreichen Titel (den Wettbewerb führt Nikon seit 1969 durch) warten attraktive Preise (u.a. hochwertige Kameraausrüstung) auf die Gewinner.

Nachtrag vom 02.12.2010

Nikon hat nun bekanntgegeben, dass die Bewerbungsfrist bis zum 09. Dezember (5 Uhr MEZ) verlängert wurde. Wer überlaufene Server in der Nacht auf nächsten Donnerstag vermeiden möchte, sollte am besten gleich mit der Anmeldung beginnen.


Urheberrecht: Lichtbildwerke und Lichtbilder

Das Urheberrechtsgesetz schützt Werke der Literatur, Wissenschaft und Kunst (§ 1 des UrhG).
„Urheber ist der Schöpfer des Werkes“ (§ 7 UrhG).

Schutz für Fotografien

Geschützt werden Werke: „Werke im Sinne dieses Gesetzes sind nur persönliche geistige Schöpfungen“ (§ 2 UrhG). Das bedeutet, dass der Urheberrechtsschutz immer an die natürliche Person (Urheber) gebunden ist, die das Werk persönlich geschaffen hat. Ein automatisch aufgezeichnetes Bild einer Überwachungskamera beispielsweise ist nicht geschützt. Außerdem muss das schutzwürdige Werk geistig über das Alltägliche hinausgehen. Ein einfacher Urlaubsschnappschuss vom Rauhaardackel am italienischen Strand mit Sonne, Wolken und Meer ist folglich ebenso wenig als Werk im urheberrechtlichen Sinn anzusehen wie das Überwachungskamerabild.

Gestaltungshöhe

Die „persönliche geistige Schöpfung“ wird häufig mit den Begriffen Individualität, Gestaltungshöhe, Schöpfungshöhe oder Werkhöhe umschrieben.

Lichtbildwerke und Lichtbilder

Um die vielen Urlaubs- und Familienfotos nicht schutzlos zu lassen, sieht das Urheberrechtsgesetz im Teil 2 (Verwandte Schutzrechte) den „Schutz der Lichtbilder“ vor (§ 72 UrhG). Lichtbilder unterscheiden sich vor allem in ihrer Gestaltungshöhe von Lichtbildwerken, weshalb sie nicht gegen das Nachstellen eines Motivs geschützt sind (das Alltägliche soll nicht monopolisiert werden; jeder soll auch in Zukunft noch seinen Rauhaardackel am selben Strand fotografieren und die Ergebnisse veröffentlichen dürfen). Da jedoch keine ganz klare Trennlinie zwischen Lichtbildwerken und Lichtbildern gezogen werden kann, finden die für Lichtbildwerke geltenden Vorschriften sinngemäß auch Anwendung auf die Lichtbilder. Ein wesentlicher Unterschied liegt in der Schutzdauer: Während das Urheberrecht bis 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers bestehen bleibt (§ 64 UrhG), erlischt der Schutz der Lichtbilder 50 Jahre nach Erscheinen bzw. Herstellung des Lichtbildes (§ 72 UrhG).

Meer grau trist

Nachstellen des Motivs erlaubt - © Marina Biederbick

Die Rechte des Urhebers

„Das Urheberrecht schützt den Urheber in seinen geistigen und persönlichen Beziehungen zum Werk und in der Nutzung des Werkes“ (§ 11 UrhG). Der Urheber besitzt das Veröffentlichungsrecht (§ 12 UrhG), das Recht auf Anerkennung der Urheberschaft unter anderem durch Namensnennung (§ 13 UrhG) sowie das Recht darauf, dass sein Werk nicht entstellt oder beeinträchtigt wird (§ 14 UrhG). Darüber hinaus ist der Urheber der alleinige Inhaber des Verwertungsrechts (§§ 15 – 24).

Besonderheiten

Das Urheberrecht ist nicht übertragbar (§ 29 UrhG), aber vererblich (§ 28 UrhG). Es steht dem Urheber frei, anderen einfache oder exklusive sowie zeitlich, räumlich oder inhaltlich beschränkte Nutzungsrechte an seinen Werken einzuräumen, wofür ihm wiederum eine angemessene Vergütung zusteht. Bei mehreren Miturhebern besteht das Urheberrecht bis 70 Jahre nach dem Tod des längstlebenden Miturhebers (§ 65 UrhG).

Urheberrecht und Copyright

Im Gegensatz zum Urheberrecht ist das Copyright in seiner Ausrichtung weniger auf den Urheber fixiert und stärker auf die wirtschaftlichen Interessen. Doch egal ob ein Bild einen Urheberrechts-, Copyright- oder gar keinen Vermerk trägt, ob es in der Definition des UrhG ein Lichtbildwerk oder ein Lichtbild ist: Der Schutz gilt auch ohne entsprechende Kennzeichnung und tritt ohne Eintragung automatisch in Kraft.

Ausführliche Informationen

Selbstverständlich kann dieser Beitrag keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, sondern lediglich versuchen, den Grundgedanken des Urheberrechtsgesetzes zu erfassen. Die Gesetzestexte zum Nachlesen finden Sie zum Beispiel im Taschenbuch „Wettbewerbsrecht, Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht – Vorschriftensammlung“ (Hrsg. B. Eckardt und D. Klett), das im C.F. Müller Verlag erschienen ist.


Ein Hoffnungsschimmer für Glühlampen

Seit September 2009 verschwindet die Glühbirne zusehends aus dem Leben europäischer Bürger. In der EG-Verordnung 244/2009 wurde das stufenweise Herstellungs- und Vertriebsverbot bis zum September 2016 beschlossen und so dürfen bereits heute keine Glühbirnen mit 75 und 100 Watt verkauft werden. Unter dem Namen „Heatball“ wird allerdings seit Anfang Oktober 2010 ein Produkt angeboten, welches einer Glühbirne zum Verwechseln ähnlich sieht. Technisch betrachtet handelt es sich um das Gleiche, nur dass der Heatball als „Kleinheizelement“ deklariert wurde und so die oben genannte Verordnung umgeht. Diese Interpretation basiert auf der Tatsache, dass eine Glühbirne lediglich 5% der Energie als Licht, jedoch 95% als Wärme abgibt. Eine Klassifizierung als Heizung leuchtet deshalb durchaus ein.
Energiesparlampen mögen zwar über eine höhere Lichtausbeute verfügen als Glühlampen, das produzierte Licht ist jedoch von minderer Qualität. Mit Hilfe eines improvisierten Spektrometers habe ich im folgenden Bild die Spektren einer Glüh- und einer Energiesparlampe verglichen.

Spektrum Gluehbirne Energiesparlampe Vergleich

Oben: Energiesparlampe (Lightway, 16W, 2700K), Unten: Glühbirne (IKEA, 75W)

Beim Betrachten der beiden Spektren wird deutlich, wie groß der Unterschied zwischen den Leuchtmitteln ist und weshalb dieser vor allem für Fotografen problematisch sein kann. Menschen und Kameras können gleichermaßen nur Dinge wahrnehmen, die von Licht bestrahlt werden. Enthält dieses Licht bestimmte Wellenlängen nicht, so wird das Bild nur verfälscht widergegeben. Diesen Effekt kennt man zum Beispiel aus der Dunkelkammer (Rotlicht) oder der Disko (UV-A-Licht). In einem geringeren Ausmaß tritt er auch bei Energiesparlampen auf, da diese kein durchgängiges Lichtspektrum erzeugen und somit bestimmte Wellenlängen nicht erzeugen können. Hat ein Objekt also die Farbe (oder Mischfarbe) einer fehlenden Wellenlänge des Lichts, so kann es nicht korrekt gesehen werden. Unser Gehirn vermag einige der entstehenden Fehler zu kompensieren, da ihm die Farbigkeit vieler Oberflächen bekannt ist und es so das im Auge entstehende Bild korrigiert. Die Kamera (sowohl analog als auch digital) nimmt ausschließlich die tatsächlich vorhandenen Farben auf. Die Wahl des richtigen Weißabgleichs (oder Filmmaterials) gleicht lediglich die Temperatur des Leuchtmittels aus, fehlende Farben können nicht hinzuerfunden werden. In der Praxis merkt man dies häufig bei der Bearbeitung von Innenraumfotos mit vorhandenem Licht. Es lässt sich dann kein wirklich treffender Weißabgleich finden, die Farben wirken stets etwas verschoben. Wenn weiß neutral dargestellt wird, wirken etwa Hauttöne fahl und haben einen zu hohen Gelbanteil. Würden an gleicher Stelle Glüh- statt Energiesparlampen verwendet, müsste lediglich die (im Vergleich zu Tageslicht) wärmere Lichtfarbe ausgeglichen werden.

Mittlerweile sind die Heatballs leider ausverkauft, der Nachschub hängt laut Vertreiber beim Zoll fest. Scheinbar vermuten die Behörden einen Verstoß gegen die EG-Verordnung. Ich selbst konnte mir glücklicherweise noch rechtzeitig einen kleinen Vorrat echter 75- und 100W-Lampen sichern. So kann ich zumindest zu Hause mit gutem Licht fotografieren. Über die Extraportion Wärme kann ich mich diesen Winter zusätzlich freuen.


Einfach magisch: SLR Magic 35mm f/1.7

Die Panasonic Lumix GF1 habe ich mir vor einem halben Jahr aufgrund ihrer kompakten Maße und guten Bildqualität gekauft. Vor einigen Wochen stieß ich nun auf das „SLR Magic 35mm f/1.7“. Dabei handelt es sich eigentlich um ein CCTV-Objektiv, welches für den Anschluss an Micro-Four-Thirds-Kameras modifiziert wurde. Da es sehr kompakt ist und verspricht, Bildern eine interessante Optik zu verleihen, habe ich es mir gekauft und an der GF1 getestet.

SLR Magic 35 1.7 Micro-Four-Thirds

Das SLR Magic 35mm 1,7 mit Gegenlichtblende, Frontdeckel und Verpackung

Panasonic GF1 SLR Magic 35 1,7

SLR Magic 35mm an der Panasonic Lumix GF1

Lieferumfang, Inbetriebnahme und erster Eindruck

Öffnet man den Karton, so findet man folgende Dinge vor: Das Objektiv mit Front- und Rückdeckel in Luftpolsterfolie verpackt, eine Gegenlichtblende zum Aufschrauben, ein Objektivreinigungstuch aus Chamoisleder sowie eine Kurzanleitung zur Kameraeinstellung.
Setzt man nun das Objektiv an die Kamera und schaltet sie ein, so sieht man zwar etwas auf dem Bildschirm, auslösen lässt sie sich jedoch nicht. An diesem Punkt muss man die beigelegte Anleitung befolgen und einige Einstellungen in der Kamera verändern. Auf der fünften Seite des „Individual Menü“ stellt man zu diesem Zweck den Punkt „Auslösen o.Obj.“ auf „on“ und dreht das Wählrad auf die Programm- (P) oder Zeitautomatik (A). Dies ist nötig, da die Kamera nicht mit dem Objektiv kommunizieren kann und es somit nicht erkennt. Daher wählt man die Blende am Objektiv vor, die Kamera sorgt automatisch für eine korrekte Belichtung. Das Einstellen der Blende ist Gefühlssache, da die einzelnen Stufen nicht einrasten. So kann es passieren, dass man die Blende vollständig schließt (dies geschieht sehr schnell nach f/16). Hierbei stoßen die Lamellen gegeneinander und biegen sich etwas durch. Dafür laufen sowohl der Blenden- als auch der Fokusring schön weich und mit einem angenehmen Widerstand. Angesichts seiner geringen Größe passt das 35mm 1,7 sehr gut zum Konzept einer kompakten Jackentaschenkamera und reiht sich somit fast unauffällig in die Reihe meiner Pancake-Objektive ein.

SLR Magic 35 Panasonic 20 14 Pancake

SLR Magic 35mm f/1.7 - Panasonic 1.7/20 und 2.5/14

Fotografieren mit dem magischen Spielzeug

Das SLR Magic 35mm f/1.7 ist ein vollkommen manuelles Objektiv. Daher muss man daran nicht nur die Blende selbst wählen, sondern auch manuell fokussieren, was erfreulich gut funktioniert. Meist kann die Lage der Schärfe am Display schnell und zuverlässig beurteilt werden. Falls man sich nicht sicher ist, aktiviert man einfach durch Drücken des Einstellrads die Lupe, welche einen frei wählbaren Ausschnitt aus dem anvisierten Bild vergrößert darstellt.
Seitens der Blendenstufen bietet sich ein ungewöhnliches Bild, denn zwischen f/5,6 und f/16 fehlen die Markierungen zweier Schritte, woraus sich folgende Reihe der Blendenzahlen ergibt: 1,7 – 2 – 2,8 – 4 – 5,6 – 16. Die 35 mm Brennweite entsprechen 70 mm an einer Kleinbildkamera. Dadurch erhält man ein leichtes Teleobjektiv, mit dem man, dank der großen Anfangsblende, Objekte gut freistellen kann. Dies fällt besonders im Nahbereich nicht schwer, auf den man ab einer Entfernung von ca. 30 cm fokussieren kann.

SLR Magic 35 unscharf vertrocknete Blume

Unterhaching (2010) - SLR Magic 35mm f/1.7 und Panasonic GF1

Wirklich scharf wird eigentlich nur die Bildmitte, unabhängig von der Blende oder Fokusentfernung. Und dies ist die „herausragende“ Eigenschaft des Objektivs. Mit dieser Unschärfe gilt es folglich zu gestalten und so wandert das Motiv zumeist an jene Stelle. Die umliegenden Bereiche verschwimmen in Unschärfe, auch wenn sie eigentlich in derselben Schärfeebene liegen. Fotografiert man an einem sonnigen Tag, so erhält man knallige Farben, die den Fotos gemeinsam mit der starken Randunschärfe einen analog-lomografischen Charme verleihen.

SLR Magic 35 1,7 GF1 Verkehrsspiegel

Ottobrunn (2010) - SLR Magic 35mm f/1.7 und Panasonic GF1

SLR Magic 35 1,7 Reihenhaus

Ottobrunn (2010) - SLR Magic 35mm f/1.7 und Panasonic GF1

SLR Magic 35 1,7 kahle Laerche

Ottobrunn (2010) - SLR Magic 35mm f/1.7 und Panasonic GF1

SLR Magic 35 1,7 Wohnhaus Neuperlach

München (2010) - SLR Magic 35mm f/1.7 und Panasonic GF1

SLR Magic 35 1,7 Himmel Rohre

Ottobrunn (2010) - SLR Magic 35mm f/1.7 und Panasonic GF1

Bokeh und Blendenform

Lässt man bei Offenblende f/1,7 Lichter in der Unschärfe versinken, so bilden sie ein recht ansehnliches, wenn auch nicht mit Spitzenobjektiven vergleichbares Bokeh. Blendet man das Objektiv ab, verformt sich die Blende deutlich und stellt ihre Umrisse im Bild dar. Am besten lässt sich dies in einem Video veranschaulichen:


Unschärfe in allen Ecken

Auf diesen Punkt haben Sie mit Sicherheit gewartet! Wie bei einem hochwertigen Objektiv habe ich mit dem SLR Magic eine Blendenreihe fotografiert, damit Sie sich ein Bild von seiner bezaubernden Unschärfe machen können. Und diese findet man in jeder Ecke. Bei Offenblende bleibt selbst die Bildmitte nicht davon verschont. Von Blende 2,8 bis 5,6 steigert sich die Abbildungsleistung und die Mitte wird mit knackiger Schärfe gezeichnet. Die Bildränder hingegen werden niemals scharf. Relativ gesehen kommen sie mit Blende 16 noch am besten davon, bei welcher sie mit der nun ebenfalls weichen Mitte gleichziehen und ein homogenes Gesamtbild ergeben.
Der Kontrast des SLR Magic lässt deutlich zu wünschen übrig. Gerade bei bedecktem Himmel verkommen Schwärzen wie Lichter zu einem gräulichen Abbild ihrer selbst. Sogar bei starkem Sonnenschein wird dies mit einem Blick auf die Tonwertkurve bestätigt, welche an beiden Enden gerne zehn bis 20 Punkte auslässt.

SLR Magic 35 1,7 Testmotiv Schaerfe

Testmotiv - SLR Magic 35mm f/1.7 und Panasonic GF1

SLR Magic 35 1,7 Randschaerfe

Linke obere Ecke, 100%iger Ausschnitt

SLR Magic 35 1,7 Mittenschaerfe

Bildmitte, 100%iger Ausschnitt

Fazit

Die Brennweite und hohe Lichtstärke lesen sich auf dem Papier sehr verlockend, das SLR Magic 35mm f/1.7 ist jedoch sicherlich kein Objektiv für professionelle Ansprüche. Möchte man seinen Fotos mit Randunschärfe ein besonderes Aussehen verleihen, ist das SLR Magic auf jeden Fall die richtige Wahl. Das Fotografieren mit ihm bereitet viel Freude und so kann ich ihm trotz (oder gerade aufgrund) seiner technischen Mängel eine Empfehlung aussprechen.
Mit seiner Brennweite von 35mm ergänzt es die Pancakes (14er, 20er) von Panasonic sehr gut. Dennoch würde ich mir von Panasonic ein hochwertiges 35mm-Objektiv mit Blende f/1,7 (noch besser: f/1,4) und geringen Maßen wünschen. Dann wäre die Grundausstattung an Festbrennweiten für das Micro-Four-Thirds-System nahezu perfekt.

Das SLR Magic 35mm f/1.7 jetzt kaufen

Das SLR Magic 35mm f/1.7 gibt es bei mehreren Händlern über eBay, im Amazon Marketplace oder beim deutschen Onlinehändler „enjoyyourcamera“ zu kaufen.