Panasonic Lumix GF1 & G 1:1.7/20
Auf der Photokina 2008 entdeckte ich am Stand von Sigma etwas Erstaunliches: die DP1. Eine kompakte Kamera mit großem Bildsensor (etwa APS-C) und Festbrennweite. Dass die Kamera noch einige Monate auf sich warten ließ und am Ende alles andere als perfekt war änderte nichts an der Tatsache: ich wollte eine kompakte Zweitkamera zu meiner Nikon D700. Anfangs hegte ich noch große Hoffnungen, dass Nikon meinen Wunsch erfüllen würde. Doch in der Zwischenzeit haben sich diese Zerschlagen und so war ich dieses Frühjahr entsprechend überrascht, als ich die Olympus Pen E-P1 und Panasonic GF1 genauer in Augenschein nahm. Über Jahre schien das Four Thirds-System eine wenig konsequente Alternative zu den gängigen Spiegelreflexkameras zu sein. Mit dem Micro Four Thirds-System spielten die beteiligten Firmen jedoch endlich ihren vermeintlichen Nachteil gegenüber anderen Systemen als Trumpf aus: den kleineren Sensor.
Verarbeitung
Ende April kaufte ich mir daher die Panasonic GF1 im Kit mit dem Pancake-Objektiv 1,7/20. Dies entspricht einer Brennweite von 40mm an einer Kleinbildkamera und trägt die Bezeichung Pancake (engl. Pfannkuchen) auf Grund seiner flachen Bauweise. Das Kameragehäuse ist aus Metall gefertigt und macht einen sehr wertigen Eindruck. Auf der Oberseite ist ein Blitz versteckt, welcher auf Knopfdruck durch einen Mechanismus herausgeklappt wird. Nach Gebrauch muss man ihn manuell zurück drücken, weshalb diese Konstruktion etwas wackelig auf mich wirkt. Bislang funktioniert sie jedoch einwandfrei und der tolle Gesamteindruck der Kamera wird hierdurch nicht getrübt. Das Display ist hell, kontrastreich und weiß in den meisten Situationen zu überzeugen. Nur bei grellem Sonnenlicht lässt es sich etwas schlecht erkennen. Die Kamera wiegt im betriebsbereiten Zustand (inkl. Akku, SDHC-Speicherkarte, Gurt & Objektiv) 477g und ist absolut jackentaschentauglich. Da eine Kamera in der Tasche nicht immer alleine ist und allzu leicht zerkratzt, habe ich das Display mit einer Schutzfolie versehen. Nur wenige Tage später packte ich meine neue Kamera ins Handgepäck und flog für einige Tage nach Barcelona.
Unterwegs mit der GF1
Meine Nikon D700 hatte ich ebenfalls dabei, mit allen Objektiven füllte sie den Rucksack (Lowepro Flipside 400 AW) ganz ordentlich. In Barcelona verzichtete ich gleich am ersten Tag auf das schwere Gepäck und nahm nur eine kleine Umhängetasche inkl. GF1 mit. Dabei blieb es für die nächsten fünf Tage. Das Fotografieren mit einer derart kompakten Kamera machte einfach zu viel Spaß!
Ungewohnt unauffällig kann man damit an öffentlichen Plätzen und in Innenräumen hantieren. Entweder man wird gar nicht bemerkt, oder einfach für einen Touristen mit Kompaktkamera gehalten. Niemand kommt auf die Idee, dass man gerade ernsthaft fotografiert. Der Autofokus ist bei statischen Motiven kein Problem. Bewegt sich das Motiv schnell, hat man allerdings das Nachsehen. Dies liegt nicht an der Kamera selbst, sondern am (in dieser Hinsicht) gemütlichen Objektiv. Es ist sicherlich eine Umgewöhnung, nicht immer die passende Brennweite für jede Gelegenheiten dabei zu haben. Ich musste auf manches Motiv verzichten, weil ich die Gestaltungsmöglichkeiten eines Tele- oder Weitwinkelobjektivs nicht hatte. Dafür zerrte allerdings auch nicht das Gewicht dieser Objektive an meinen Schultern und selbst abends fühlte ich mich noch ungewohnt frisch.
Fotografie in Innenräumen
Auf eines war ich besonders gespannt: Wie schlägt sich die GF1 unter schwierigen Lichtverhältnissen? Dank des lichtstarken Objektivs erstaunlich gut! Das Rauschen der Fotos ist grundsätzlich mit dem einer Nikon D300 (ebenfalls 12 Megepixel) zu vergleichen. Arbeitet man mit Offenblende, so kann man z.B. in Kirchen bereits ab ISO 400 unverwackelte Aufnahmen aus der Hand schießen. Dabei ist das Rauschen bei ISO 400 gering, ab ISO 800 wird es sichtbar und bei höheren Werten verlieren feine Strukturen deutlich an Details. Darüber muss man sich allerdings nicht oft ärgern, da die hohen ISO-Werte erst in schummrigen Bars oder anderen schlecht beleuchteten Innenräumen nötig werden. Der Autofokus macht auch bei wenig Licht eine gute Figur und sollte es einmal zu dunkel sein, hilft das Hilfslicht weiter. Dann ist es allerdings vorbei mit dem unauffälligen Fotografieren; es blendet Personen mit einem grellen, orange-roten Strahl.
Bild- und Filmqualität
Das Panasonic Lumix G 1.7/20 ist nicht nur lichtstark, sondern auch richtig scharf. Soll allerdings einmal nicht alles scharf sein, kann man durch die große Offenblende wunderbar mit Unschärfe gestalten. Das verleiht den Fotos eine Tiefe, welche man sonst nur von Spiegelreflexkameras mit lichtstarken Objektiven gewohnt ist. Dieser „erwachsene“ Look der Bilder prädestiniert die Kamera in meinen Augen für kommerzielle Fotografie. Mit diesem Hintergedanken präsentierte ich die Fotos der Kamera dem Mitarbeiter einer Agentur, welcher sonst lediglich Aufnahmen von Spiegelreflexkameras akzeptiert. Zu meiner Freude wurde die Bildqualität für gut befunden, was bedeutet: sie genügt auch professionellen Ansprüchen. Somit stellt die GF1 wohl eine der kleinsten, ernstzunehmenden Kameras dar.
Mit einem solchen Werkzeug verwende ich ausschließlich den RAW-Modus, die mitgespeicherten Jpegs dienen in meinem Arbeitsablauf lediglich der schnellen Bildauswahl. Ab der Version CS4 kann Photoshop die RAWs direkt verarbeiten.
Der Filmmodus der Kamera ist intuitiv nutzbar und wird mit einer seperaten Taste auf der Oberseite der Kamera gestartet. Die Videos (max. 30 Minuten am Stück) werden mit Mono-Ton und einer Auflösung von 1280×720 und 25 Bilder/s im Format Motion-JPEG oder AVCHDlite gespeichert. Ich verwende letzteres, da es die Daten am geringsten komprimiert. Man erhält .MTS-Dateien (lassen sich z.B. mit dem VLC media player abspielen) mit einer Größe von ca. 2 GB pro 30 Minuten.
Während des Filmens funktioniert der Autofokus und die Kamera passt die Belichtung automatisch an. Eine Belichtungskorrektur ist nur vor Start der Aufnahme möglich. Den Autofokus sollte man eher sparsam verwenden, da das 1.7/20 etwas gemächlich zu Werke geht, was durch ein- bis zweisekündiges Pumpen im Video sichtbar wird. Davon abgesehen gilt dasselbe wie für die Fotos: Kamera und Objektiv erzeugen Aufnahmen mit einer schönen, plastischen Charakteristik. Auch wenn ich mir beim Bewegtbild häufiger ein Zoomobjektiv wünschen würde.
Fazit
Diese kleine Kamera hat etwas erstaunliches geschafft: sie hat meine Gewohnheiten geändert. Zuvor bin ich stets mit einer riesigen Ausrüstung unterwegs gewesen, um immer alle Möglichkeiten zu haben und eine professionelle Bildqualität zu erzielen. Doch die beste Kamera ist nutzlos, wenn ich sie letztendlich im Schrank lasse. Die GF1 ist leicht, passt in jede Tasche, ist somit immer dabei und stellt keine Belastung dar. Auf diese Weise entstehen Fotos, die ich mit der Kamera-im-Schrank verpasst hätte. Mit nur geringen Abstrichen in der Bildqualität (ja, die Nikon D700 ist besser) verleiht mir die Panasonic Lumix GF1 eine fantastische neue Freiheit, die ich nicht mehr missen möchte.
Also: Die Panasonic Lumix GF1 einpacken, ein schönes Ziel suchen und los!
Meine Panasonic GF1 habe ich mir im April 2010 bei Foto Dinkel in München gekauft. Falls ich dort etwas nicht finde, bestelle ich meine Ausrüstung gerne bei Amazon.
Wahnsinn, tolle Bildqualität!
Über kurz oder lang steht bei mir auch eine Systemkamera an. Bisher hatte ich aber eher die Olympus PEN E-PL1 und die Sony NEX-5KS im Blick. Die Panasonic GF1 ist aber soeben mit zu meinen Favoriten aufgestiegen. Vor allem weiß ich ja dann, an wen ich mich bei Fragen wenden kann. 😉
Danke!
Die Olympus Pen-Kameras haben natürlich den Vorteil des eingebauten Bildstabilisators – den habe ich an der GF1 auf dunklen Straßen manches Mal vermisst.
Was hat dich denn letztendlich dazu bewogen, die GF1 statt der PEN E-PL1 oder der Sigma zu kaufen?
Bin grade aus den selben Beweggründen wie du dabei mir eine kompaktere Kamera zu suchen. Die PEN ist natürlich wirklich hübsch 😉
Hallo Steffi,
Die Sigma schied hauptsächlich wegen des fest verbauten Objektivs aus. Es ist nicht sonderlich lichtstark und die Kamera an sich ist ziemlich langsam.
Durch die Olympus Pen E-P1 wurde ich wie oben beschrieben auf das Micro Four Thirds-System aufmerksam. Der eingebaute Bildstabilisator ist verlockend und das Retro-Design gefiel mir anfangs sehr gut. Dann habe ich mich jedoch viel belesen und fand heraus, dass die GF1 vor allem beim Autofokus schneller ist. Insgesamt wirkte sie etwas ernsthafter als die PEN-Kameras, außerdem baut Panasonic mit dem 1,7/20 einfach das attraktivere Pancake-Objektiv. Sicher, man kann es auch an der PEN verwenden, das Set aus Kamera (GF1) und Objektiv gefiel mir allerdings einfach zu gut.
Letztlich war es wohl der Testbericht von Craig Mod, welcher mich vollends überzeugt hat.
http://craigmod.com/journal/gf1-fieldtest/
Great blog it’s not often that I comment but I felt you deserve it.
Das 20er ist ein sehr gutes objektiv – für fotos!
Für video KÖNNTE es ebenfalls sehr gut sein, wenn der AF nicht so pumpen würde!
Außerdem ist der AF eindeutig zu laut beim filmen, da es keine innenfokussierung hat und stattdessen den ganzen linsentubus raus und reinschiebt. Also ist es beim filmen eigentlich nur manuell zu gebrauchen, schade!