Agfa Click II – Besser als perfekt
Wie viele Megapixel braucht man, um gute Fotos zu machen? Was muss eine Kamera alles können, um das Arbeiten zu erleichtern?

Agfa Click II © Marina Biederbick
Agfa Click II
Vor über drei Jahren ist eine Agfa Click II zu meiner regelmäßigen Begleiterin geworden. Und das hat sie weder einem hochauflösenden Bildsensor noch besonderen Funktionen zu verdanken, sondern gerade der Absenz heutiger Einstellmöglichkeiten. Neben all dem, was die Click nicht kann, gibt es ein paar Dinge, die das Fotografieren mit ihr so schön machen. Die Ledertasche, die nach 50 Jahren noch fast wie neu aussieht und sich mit einem Druckknopf auf der Rückseite schließen lässt sowie das robuste Kunststoff-Gehäuse sind nur der Anfang.

Agfa Click II © Marina Biederbick

Kuhflucht bei Farchant (2007) - Agfa Click II © Marina Biederbick

Kuhflucht bei Farchant (2007) - Agfa Click II © Marina Biederbick

Kuhflucht bei Farchant (2007) - Agfa Click II © Marina Biederbick
Technische Details
Hergestellt wurde die Agfa Click II ab Ende der 1950er Jahre bis 1970 und zwar in Deutschland – welche Kamera kann das heutzutage schon von sich behaupten?! Sie besitzt mit ca. 75 mm annähernd Normalbrennweite für das Filmformat 6 x 6 cm. Die Einstellmöglichkeiten beschränken sich bei einem Fixfokus von 4 m bis Unendlich auf einen Wahlhebel, der auf „Sonne“ (ca. f 16) oder „Wolken“ (f 8,8) gestellt werden kann. Mit demselben Hebel lässt sich auch eine integrierte Portraitlinse (f 8,8) einschwenken, die auf 2,5 – 4 m fokussiert. Die Belichtungszeit beträgt immer 1/30 sec, was manchmal zu leicht verwackelten Aufnahmen führt – aber das gehört wohl einfach dazu. Es gab einst den Aufsteckblitz Clibo, der jedoch weit seltener produziert wurde und für den heute kaum noch Batterien oder Blitzbirnchen zu finden sind.

Weiher in Südbayern (2008) - Agfa Click II © Marina Biederbick

Weiher in Südbayern (2008) - Agfa Click II © Marina Biederbick

Chiemsee - Agfa Click II (2008) © Marina Biederbick
Als ich meine Click gebraucht kaufte, war ein Film eingelegt, der seit 1974 nicht mehr hergestellt wird; dadurch erklärt sich auch der gute Zustand der Kamera. Seitdem bestücke ich sie fast ausschließlich mit (z. T. abgelaufenen) Diafilmen. Mit der Wahl des Filmmaterials wäre auch die letzte „Einstellmöglichkeit“ erfasst.

Ammersee (2008) - Agfa Click II © Marina Biederbick

Kuhweide, Südbayern (2008) - Agfa Click II © Marina Biederbick
Mit der Click unterwegs
Bei aller Liebe sind die technischen Details bei der Click wohl eher nebensächlich. Viel wichtiger sind Motive, denen eine leichte Unschärfe, Vignettierung und eventuelle Farbverschiebungen, die auf abgelaufenes Filmmaterial zurückgehen, zuträglich sind. Dafür lohnt es sich, mit der Click nach draußen zu gehen. Mit ihren ca. 460 g (inklusive Ledertasche und Film) fällt sie selten zur Last. Für mich ist die Click in erster Linie eine Schönwetter-Kamera, wobei sie eigentlich bei jedem Wetter, jeder Temperatur und unabhängig von einer Stromversorgung überall auf der Welt funktioniert. Alles was zum Fotografieren nötig ist, ist ein 120er Rollfilm, der nach jeder Belichtung mit dem Drehrad manuell weiterbewegt wird. Durch die wenigen Einstellmöglichkeiten (eine Belichtungszeit und zwei Blenden) erhält das Fotografieren mit der Click eine Leichtigkeit ohne den Anspruch, perfekte Bilder zu machen. Wenn man den Film entwickeln lässt, weiß man vorher nie ganz genau, was man bekommt. (Während man jedoch sicher sein kann, dass man einen ordentlich belichteten Film bekommt, denn zuverlässiger als eine Holga ist die Click allemal.)

Winterlandschaft, Bayern (2009) - Agfa Click II © Marina Biederbick

Alpine Winterlandschaft, Bayern (2009) - Agfa Click II © Marina Biederbick
Die Agfa Click II verleiht auch solchen Bildern ihr eigene Charakteristik, die bei perfekter Schärfe, perfekter Farbwiedergabe und perfekter Belichtung langweilig wären. Das macht sie so besonders und für meinen Geschmack besser als perfekt. Bei guter Pflege wird sie vermutlich auch in den nächsten 50 Jahre einen guten Dienst erweisen – solange es Rollfilme und Labore gibt.

Dänemark (2009) - Agfa Click II © Marina Biederbick

Dänemark (2009) - Agfa Click II © Marina Biederbick
Und wünscht man sich viele Megapixel, lassen sich die entwickelten Dias oder Negative auch hochauflösend scannen – schärfer werden die Bilder dadurch jedoch nicht.
Über die Autorin
Marina Biederbick lebt und arbeitet als freiberufliche Fotografin im Raum München, wo sie 2009 ihr Fotodesign-Studium an der Hochschule für angewandte Wissenschaften – FH München mit der Arbeit „Sweet Spots – Frankfurt“ abgeschlossen hat.














