Ausstellungstipp: „Die Geburtsstunde der Fotografie. Meilensteine der Gernsheim-Collection“
Als Nicéphore Niépce 1826 den „Blick aus dem Fenster in Le Gras“ nach achtstündiger Belichtung auf einer asphaltbeschichteten Zinnplatte festhielt, war die erste Fotografie der Welt entstanden. Mit seinem Heliographie genannten Verfahren konnte er zu Lebzeiten jedoch keine großen Erfolge verbuchen. 1898 wurde die Aufnahme vorerst ein letztes Mal ausgestellt und galt seitdem als verschollen. Erst 1952 fand Helmut Gernsheim nach langjähriger Suche das Bild in London wieder.
Heute ist es, wie der gesamte historische Teil der Gernsheim-Collection, im Besitz des Harry Ransom Center der Universität Texas in Austin. Dass es nun einmalig in der Ausstellung „Die Geburtsstunde der Fotografie“ in Deutschland zu sehen sein wird, ist eine wahre Besonderheit, denn seit über 50 Jahren war die erste Fotografie der Welt nicht in Europa ausgestellt.
Im Laufe der Geschichte folgten auf die erste viele weitere bedeutende Fotografien. Die Gernsheim-Collection, deren zeitgenössischer Teil im Besitz der Reiss-Engelhorn-Museen ist, umfasst zahlreiche Meilensteine der Fotografiegeschichte von ihren Anfängen bis ins 20. Jahrhundert.
Mit der Erfindung der Daguerreotypie wurde die Fotografie 1839 schließlich „marktreif“ und ihre Verbreitung nahm zu. Es wurden neue technische Verfahren entwickelt und auf die Bildsprache der Viktorianischen Epoche folgten bald auch experimentellere Strömungen, später etablierten sich neben dem künstlerisch orientierten Piktorialismus frühe Kriegsreportagen, Reisefotografien sowie sachliche Stilrichtungen. Der zeitgenössische Bereich der Ausstellung umfasst weitere Ikonen der Fotografie des 20. Jahrhunderts, die unser kollektives Bildgedächtnis speisen.
Die beiden Teile der eindrucksvollen Sammlung werden erstmals seit einem halben Jahrhundert wieder vereint gezeigt; zu sehen ab 09. September in den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim. Anlass für die Sonderausstellung ist der Geburtstag von Helmut Gernsheim, er wäre im kommenden März 100 Jahre alt geworden.
Ein Besuch der Ausstellung ist quasi ein Muss für jeden Fotografen. Wer weiß schon, wann das erste Foto der Welt das nächste Mal Amerika verlässt und seinen Weg nach Europa finden wird, vielleicht vergehen bis dahin wieder einige Jahrzehnte.
Öffnungszeiten:
09. September 2012 – 06. Januar 2013
täglich (außer Montag) 11 – 18 Uhr
an Heiligabend und Silvester geschlossen
Eintritt: Erwachsene 12 Euro, Familie 20 Euro, Gruppentarif 10 Euro (p. P.), Mitglieder 8 Euro, ermäßigt 5 Euro, Schulklasse 3 Euro (p. P.)
Ausführliche Informationen zur Ausstellung finden Sie auf der Website der Reiss-Engelhorn-Museen.
Zur Ausstellung erscheint im Kehrer Verlag der 368-seitige Katalog „Die Geburtsstunde der Fotografie: Meilensteine der Gernsheim-Collection“, der Abbildungen der rund 220 Exponate umfasst und einen guten Überblick über die Geschichte der Fotografie vermittelt.
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