Auswirkungen der Katastrophe auf die japanische Fotoindustrie (und uns)
Seit Freitag blickt die ganze Welt gebannt auf Japan und die schrecklichen Zerstörungen, von denen das Land heimgesucht wurde. Auch knapp eine Woche nach Beben und Tsunami ist das volle Ausmaß der Katastrophe nicht genau zu erfassen. Die Situation in Reaktorblöcken des AKW Fukushima etwa ist weiter besorgniserregend und noch nicht ausgestanden. In Deutschland machen sich derweil zahlreiche Menschen Sorgen um die Konsequenzen für ihr Leben. Während man (unabhängig vom Ausgang der Ereignisse in Fukushima) ausschließen kann, dass bedenkliche Mengen radioaktiver Strahlung nach Europa dringen, werden andere Folgen viel deutlicher in unser Bewusstsein rücken.
Japan ist eines der technisch fortschrittlichsten Länder der Welt. Neben Unternehmen der Schwerindustrie und Autoherstellern stammen auch Firmen der Unterhaltungselektronik- und Fotoindustrie aus dem Land der aufgehenden Sonne. In welchem Maße ich als Fotograf von diesen Produkten abhängig bin, wird mir bei einem Blick in meinen Ausrüstungsschrank bewusst. Kameras und Objektive stammen von Canon, Fujifilm, Nikon, Panasonic, Ricoh, Sigma und Tokina. Mein Drucker wurde von Canon, mein Scanner von Epson hergestellt und Filmmaterial beziehe ich hauptsächlich von Fuji. In anderen Bereichen unseres Lebens ließe sich diese Auflistung umfangreich fortsetzen. In den letzten Tagen haben viele dieser Firmen Schäden an Produktionsstätten und Verletzungen von Mitarbeitern vermeldet. An dieser Stelle führe ich eine unvollständige Liste von Kamera- und Objektivherstellern auf:
- Canon meldet, dass 15 Arbeiter im Werk Utsunomiya verletzt und Gebäude beschädigt wurden. In diesem Werk werden Objektive gefertigt. Des Weiteren weist das Werk Fukushima Schäden auf, liegt jedoch nicht im Schutzbereich um das AKW.
- Fujifilms Fabrik in der Präfektur Miyagi (nördlich von Sendai) wurde beschädigt, wodurch sich vorläufig die Produktion hochwertiger Digitalkameras verzögert.
- Nikon produziert in seinem Werk in Sendai alle professionellen Kameras, und meldet hier ebenfalls Schäden und verletzte Mitarbeiter durch das Erdbeben. Der Tsunami hat die Anlage nicht getroffen.
- Panasonic hat vier betroffene Fabriken gemeldet, in denen auch Mitarbeiter (leicht) verletzt wurden. Eines dieser Werke fertigt Objektive und steht in Sendai, ein anderes Digitalkameras und befindet sich in Fukushima (ca. 80 km vom AKW entfernt).
- Sigma fertigt im westlichen Teil der Präfektur Fukushima seine Objektive. Die Anlagen wurden beim Erbeben daher nur leicht beschädigt, vom AKW liegen sie ca. 100 km entfernt.
Wie diese Meldungen zeigen, wirft ein Unglück solchen Ausmaßes, von energiepolitischen Diskussionen ganz abgesehen, seine Schatten auch nach Europa. Hohe Milliardenschäden wurden im Nordosten Japans angerichtet, doch die materiellen Verluste sind sicher nicht das schlimmste. Mit über 10 000 menschlichen Opfern wird derzeit gerechnet, das Leid hinter dieser Zahl lässt sich nur erahnen.
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