Polaroid 600 SE – Fotografieren mit links
Retro ist angesagt und Polaroid sowieso. Polaroid ist sogar so sehr im Trend, dass selbst digitalen Fotografien in der Nachbearbeitung ein „Polaroid-Gewand“ übergestreift wird. In Folge dessen haben manche schon ganz vergessen, wie ein echtes Polaroid aussieht. Schade eigentlich.
Polaroid 600 SE
Polaroids sind nicht scharf, selbst dann nicht, wenn sie mit einer der professionellsten Polaroid-Kameras aufgenommen werden: der Polaroid 600 SE (basierend auf der Mamiya Press). Die 600 SE wurde vom Ende der 70er bis in die 90er Jahre gebaut und verfügt über ein wechselbares Rückteil sowie Wechselobjetive, derer drei verschiedene Brennweiten angeboten wurden: 75 mm (f 5,6), 127 mm (f 4,7) und 150 mm (f 5,6). Trotz der starken Ähnlichkeit zu Mamiya Press und Mamiya Universal sind die Rückteile und Objektive nicht kompatibel. Fotografiert wird mit der Polaroid 600 SE in aller Regel auf Trennbildfilm im Format 10,8 x 8,5 cm² (Typ 100), der ist unter Laien nicht so bekannt ist wie der nahezu quadratische Integralfilm, welcher erst später mit dem SX-70-System eingeführt wurde.
Filmmaterial
Seit Polaroid im Jahr 2008 Insolvenz angemeldet hat, schwinden die Ressourcen an echten Polaroidfilmen. Wer Glück hat, findet hier und da nochmal ein Päckchen, jedoch nagt der Zahn der Zeit an der Chemie der Filme. Hoffnung weckt das Impossible Project, welches sich um die Wiedergeburt der Sofortbildfilme aus dem Polaroidsortiment bemüht und mittlerweile erste große Erfolge im SX-70-Segment verzeichnet. Ob und wann Impossible einen Ersatz für den Typ-100-Film auf den Markt bringt, steht jedoch in den Sternen. Aber keine Sorge: Eine verlässliche Quelle für Sofortbildfilm im Format 10,8 x 8,5 cm² ist Fuji. Die Packfilme FP-100 C (Farbe), FP-100 B (Schwarz-Weiß) und FP-3000 B (Schwarz-Weiß) sind in vielen Fachgeschäften sowie online erhältlich.
Wechselbares Rückteil
Neben dem gängigen Rückteil für Packfilm besteht die Möglichkeit, auch ein Rollfilm- oder ein Einzelblatt-Rückteil für Sofortbildfilm zu adaptieren. Mangels Alternative (das Rollfilmrückteil ist relativ selten und entsprechend teuer) und aufgrund meiner Vorliebe für Packfilm im Format 10,8 x 8,5 cm², die wohl auf „Test-Polas“ vor Großformat-Aufnahmen zurückgeht, verwende ich die 600 SE nur mit Packfilmrückteil. Wenn mir ein anderes Rückteil in die Hände fällt, werde ich darüber berichten.
Handhabung
Die Polaroid 600 SE ist mit ihren 17 x 23 x 18 cm³ (H x B x T) und über 2 kg Gewicht (inkl. 127-mm-Objektiv) definitiv nichts für die Jackentasche. Auch ist sie keine einfache Schnappschuss-Kamera, denn zur Belichtungsmessung ist ein externer Belichtungsmesser nötig, Zeit und Blende müssen von Hand eingestellt werden. Die Fokussierung erfolgt ebenfalls manuell mit Hilfe eines Schnittbildindikators. Nach dem Auslösen wird der belichtete Film zwischen zwei Walzen hindurch aus der Kassette gezogen und nach 30 bis 270 Sekunden der Vorfreude kann das Positivbild abgelöst werden.
Fotografieren mit links und andere Besonderheiten
Anders als bei den meisten Kameras befinden sich Griff und Auslöser an der Polaroid 600 SE nicht rechts sondern links. Das ist ungewöhnlich, stört aber in der Praxis überhaupt nicht. Außerdem verfügt die Kamera über zwei Stativgewinde für hochkante und querformatige Aufnahmen. Ein Blitzsynchronanschluss erlaubt zudem das Blitzen mit externen Blitzgeräten. Dank der (für eine Polaroid-Kamera schier unermesslich) vielen Einstellmöglichkeiten kann mit der 600 SE auch sehr bewusst gestaltet und fotografiert werden. Einziger Wermutstropfen ist die für Detailaufnahmen mit 1,1 m etwas zu weite Naheinstellgrenze des 127-mm-Objektivs.
Unikat
Jedes Sofortbild (sei es auf Polaroid- oder Fuji-Material) ist ein echtes Unikat, bei dem sich Unregelmäßigkeiten des Materials und der Entwicklung direkt im Bild abzeichnen. Das sorgt für die nötige Portion Eigenständigkeit, die durch das Einfügen von Digitalfotografien in Polaroidrahmen nicht erzielt werden kann. Ebenso wenig können der Geruch der Chemie, die Vorfreude und die nostalgischen Gefühle beim Ablösen des Positivbildes sowie die wunderschöne Haptik des Sofortbildfilms durch digitale Manipulation ersetzt werden.
der Bericht ist für mich sehr interessant. Ich habe mir vor einigen Tagen auch eine 600S/E Kamera angeschafft. Leider ohne Gebrauchsanweisung und ich weiß jetzt nicht so richtig mit ihr umzugehen. Vielleicht kann mir jemand helfen.
Vielen Dank
Da kann ich Ihnen direkt weiterhelfen. Ich selbst bin zwar nur im Besitz einer niederländischen Anleitung, auf polaroid-passion.com finden Sie allerdings eine englische Anleitung in PDF-Form. Bebildert und mit allem drum und dran. Den direkten Link zum PDF gibt es hier.
Ich hoffe, Sie haben viel Freude mit Ihrer neuen Kamera. Sie ist wirklich etwas Besonderes und auf jeden Fall anders als „einfache“ Polaroids.
ich bin überglücklich und danke Ihnen für Ihre Hilfe
Ich habe eine 600 SE zu verkaufen, mit 127mm und 75mm (inkl. Sucher) Objektive, Pola-Rückteil, Rollfilm-Adapter und je ein 6×7 und 6×9 Rollfilm-Rückteil. Gegen Gebot.
Toller Artikel!
@Wolfgang: ich habe interesse an der Kamera, bitte lass mir deine eMail Adresse zukommen. Meine ist info ät pixelcatcher punkt de
Ich verkaufe meine 600 für 400€.
Es ist die (nicht SE) Version mit festem Mamiya 127 mm (f 4,7) Objektiv.
Die Kamera ist in gutem Zustand (Glas, Verschluss Entfernungsmasser.
Der einzige Schönheitsfahler ist eine kleine Delle auf der Oberseite des Entfernungsmesses.
Ein Packfilm Magazin und ein elektronischer Timer von Polaroid sind dabei.
http://www.flickr.com/photos/polapix/2558540966/in/set-72157603292268220/
Ausserdem verkaufe ich ein 6×7 Mamiya Rollfilmrückteil (für 120 und 220Film) für 200€ mit einem P-adapter.
Es sind auch Klauen dabei die den Adapter zu einem M-Adapter machen.
Damit kann ddas Magazin an eine Mamiya Press (die Cousine der 600SE)
montiert werden.
http://www.flickr.com/photos/polapix/2784539869/
Versand aus der Schweiz oder Deutschland möglich.
Ich werde die Kamera auf ebay verkaufen wenn ich nicht vorher einen Käufer finde.
Ich hab eine Polaroid 600SE mit Mamiya 127mm zu verkaufen. Der Zustand ist sehr gut. Fotos auf Anfrage.
Zubehör: TOKO Special Effect Filter Close-up Set 55mm
@alexandra:
wenn die kamera noch zu haben ist, melde dich bitte unter folgender adresse:
mredphoto at gmail dot com
danke!
Ich hätte auch eine Polaroid 600se anzubieten.
Bei Interesse und Informationsbedarf einfach anschreiben
tom.friese@hotmail.de
Hallo Tom,
mittlerweile habe ich schon eine 600 SE erstanden. Aber trotzdem danke für die Nachricht.
Schöne Grüße,
Ed
Sehr schön geschrieben, vielen Dank für diesen tollen Erfahrungsbericht. So zu fotografieren wird immer wichtiger. Zeit nehmen, Respekt haben, Einzigartigkeit, so viele Dinge die immer wichtiger werden. Gehört habe ich allerdings, dass auch Fuji nun diese Produktion im Sommer 2015 einstellen will. das wäre wirklich schade, sehr schade!
Das wäre tatsächlich mehr als schade! Da gilt es: fleißig fotografieren, Material kaufen und so den Absatz ankurbeln! 😀
Dass Polaroid-Fotos unscharf sein müssen ist Quatsch. Zwar wird das Positiv durch einen Diffusionsprozess erzeugt, was die Auflösung auf etwa 400DPI beschränkt, aber mit frischem Film und guter Optik macht man sehr scharfe Bilder.
Die Mamiya Objektive der 600SE gehören zur absoluten Spitzenklasse.
Der Nachteil der 600SE ist dass sie das gefühlte Gewicht und Grösse einer Kiste Bier hat. Die Hasselblad kommt mir danaben wie eine Pocketkamera vor.
Also nehme ich eher eine Falt-Kamera (180, 250 mit wenn ich aus dem Haus gehe.
Die Aussage bezieht sich ganz klar auf die Einleitung. Heute wie damals ist es beliebt, digitale Fotos nachträglich mit einem Polaroidrahmen zu versehen, ungeachtet der eigentlichen Bildästhetik. Wir hatten zur Entstehungszeit des Artikels eine fruchtlose Diskussion mit einer Bildredaktion, welche uns erklären wollte, unsere Polaroids seien unscharf und sie deshalb ablehnte. Stattdessen wurden lieber nachgemachte „Sofortbilder“ genommen, da der zuständige Redakteur den Unterschied nicht kannte, die vermeintlich besseren Digitalaufnahmen bevorzugte und sie als echte Polaroids verwendete. Daher spricht aus der leicht überhöhten Einleitung des zweiten Absatzes sicherlich ein wenig die Erkenntnis, dass absolute Schärfe in der Sofortbildfotografie nur schwer zu erreichen ist.
Dass sie möglich ist, steht außer Frage. Doch dafür arbeiten wir im Zweifelsfall mit einer 4×5″-Kamera mit Polaroidrückteil und stellen sie auf ein Stativ. Um eine Polaroidkamera im eigentlichen Sinne handelt es sich dabei allerdings nicht mehr.
hallo, ich habe eine Polaroid 600 und einen Mamiya M-Adapter für Rollfilm. weiss jemand, was zu beachten ist, wenn man den Adapter auf 6×9 einstellt? Schärfe, Ausschnitt, Sucherbild? ich habe was von Ground Glass gelesen und Adaptern für den Sucher, verstehe aber die englischen Beschreibungen meist nicht vollständig. Vielen Dank für Eure Hilfe.
Hallo,
Verkauft hier noch jemand eine 600SE?
Gruß
Marco
info ät marcowoyczikowski (punkt) com
Hallo zusammen,
ich bin schon seit längerem im Besitz einer Polaroid 600 SE.
Ich würde mir sehr gerne ein Rollfilm Rückteil kaufen. Kann mir jemand erklären, was ich beim Kauf beachten muss, damit das Teil schlussendlich an die Kamera passt?
Wie ich das verstanden habe, kann ich ein Mamiya Rückteil kaufen und brauche dann noch den Passenden Adapter. Habe ich das richtig verstanden?
M Adapter oder P Adapter? Derzeit ist auf der Kamera das Polarückteil montiert.
Vielen Dank für eure Hilfe
Gruß Fabian
Die Polaroid 600 SE ist der Mamiya Press sehr ähnlich. Leider ist der Anschluss für Zubehör jedoch nicht kompatibel und die Adapter sind sehr selten. Rollfilmrückteile für die Mamiya passen daher leider nicht and die Polaroid. Es sind allerdigns auch Rollfilmrückteile direkt für die 600 SE gebaut worden. Einen guten Überblick über die Unterschiede und das verfügbare Zubehör geben diese beiden Seiten: http://filmwasters.com/forum/index.php?topic=779.0 und http://moominsean.blogspot.de/2010/02/mamiya-universal-vs-polaroid-600se.html .