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Ein Hoffnungsschimmer für Glühlampen

Seit September 2009 verschwindet die Glühbirne zusehends aus dem Leben europäischer Bürger. In der EG-Verordnung 244/2009 wurde das stufenweise Herstellungs- und Vertriebsverbot bis zum September 2016 beschlossen und so dürfen bereits heute keine Glühbirnen mit 75 und 100 Watt verkauft werden. Unter dem Namen „Heatball“ wird allerdings seit Anfang Oktober 2010 ein Produkt angeboten, welches einer Glühbirne zum Verwechseln ähnlich sieht. Technisch betrachtet handelt es sich um das Gleiche, nur dass der Heatball als „Kleinheizelement“ deklariert wurde und so die oben genannte Verordnung umgeht. Diese Interpretation basiert auf der Tatsache, dass eine Glühbirne lediglich 5% der Energie als Licht, jedoch 95% als Wärme abgibt. Eine Klassifizierung als Heizung leuchtet deshalb durchaus ein.
Energiesparlampen mögen zwar über eine höhere Lichtausbeute verfügen als Glühlampen, das produzierte Licht ist jedoch von minderer Qualität. Mit Hilfe eines improvisierten Spektrometers habe ich im folgenden Bild die Spektren einer Glüh- und einer Energiesparlampe verglichen.

Spektrum Gluehbirne Energiesparlampe Vergleich

Oben: Energiesparlampe (Lightway, 16W, 2700K), Unten: Glühbirne (IKEA, 75W)

Beim Betrachten der beiden Spektren wird deutlich, wie groß der Unterschied zwischen den Leuchtmitteln ist und weshalb dieser vor allem für Fotografen problematisch sein kann. Menschen und Kameras können gleichermaßen nur Dinge wahrnehmen, die von Licht bestrahlt werden. Enthält dieses Licht bestimmte Wellenlängen nicht, so wird das Bild nur verfälscht widergegeben. Diesen Effekt kennt man zum Beispiel aus der Dunkelkammer (Rotlicht) oder der Disko (UV-A-Licht). In einem geringeren Ausmaß tritt er auch bei Energiesparlampen auf, da diese kein durchgängiges Lichtspektrum erzeugen und somit bestimmte Wellenlängen nicht erzeugen können. Hat ein Objekt also die Farbe (oder Mischfarbe) einer fehlenden Wellenlänge des Lichts, so kann es nicht korrekt gesehen werden. Unser Gehirn vermag einige der entstehenden Fehler zu kompensieren, da ihm die Farbigkeit vieler Oberflächen bekannt ist und es so das im Auge entstehende Bild korrigiert. Die Kamera (sowohl analog als auch digital) nimmt ausschließlich die tatsächlich vorhandenen Farben auf. Die Wahl des richtigen Weißabgleichs (oder Filmmaterials) gleicht lediglich die Temperatur des Leuchtmittels aus, fehlende Farben können nicht hinzuerfunden werden. In der Praxis merkt man dies häufig bei der Bearbeitung von Innenraumfotos mit vorhandenem Licht. Es lässt sich dann kein wirklich treffender Weißabgleich finden, die Farben wirken stets etwas verschoben. Wenn weiß neutral dargestellt wird, wirken etwa Hauttöne fahl und haben einen zu hohen Gelbanteil. Würden an gleicher Stelle Glüh- statt Energiesparlampen verwendet, müsste lediglich die (im Vergleich zu Tageslicht) wärmere Lichtfarbe ausgeglichen werden.

Mittlerweile sind die Heatballs leider ausverkauft, der Nachschub hängt laut Vertreiber beim Zoll fest. Scheinbar vermuten die Behörden einen Verstoß gegen die EG-Verordnung. Ich selbst konnte mir glücklicherweise noch rechtzeitig einen kleinen Vorrat echter 75- und 100W-Lampen sichern. So kann ich zumindest zu Hause mit gutem Licht fotografieren. Über die Extraportion Wärme kann ich mich diesen Winter zusätzlich freuen.


2 Kommentare zu “Ein Hoffnungsschimmer für Glühlampen”

  1. sehr interessant, ich hab immer schon vermutet, dass bei energiesparlampen im lichtspektrum was fehlt.
    mich würde interessieren, wie das bei LED-leuchten aussieht. ich habe einige zuhause im einsatz und kann bei diesem licht überhaupt keine fotos machen, die farben sind extrem verschoben, weissabgleich ist kaum möglich.

    mich würde interessieren, wie genau du das spektrum aufgefächert hast. vielleicht könntest du das selbe auch mit einer LED-lampe machen?

    danke und grüsse, olaf

  2. Hallo Olaf,

    Die Vermutung ist richtig, LED-Licht deckt ebenfalls nicht das gesamte Spektrum ab.
    Meine Aufnahmen habe ich mit einem „CD-Spektrometer“ gemacht, zu dem es verschiedene Anleitungen im Internet gibt. Eine sehr gute (die ich zum Zeitpunkt meines Versuchs leider noch nicht kannte) wurde von „Quarks & Co“ veröffentlicht und findet sich unter http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2010/0601/007_sonne.jsp . Mit Hilfe dieses Spektrometers kann man jede Art von Lichtquelle mit einer Digitalkamera ganz einfach selbst auswerten.

    Schönen Gruß,
    Andreas

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